Vier bemerkenswerte Gründe für den Modellbau als Hobby

Änderung: am 02.09.2021; 14.00 Uhr

Bild 1: “Statue auf Friedhof” [Patrick Nagel; Wunsiedler Eisenbahnfreunde e.V.]

Oft denken Menschen, dass die Freizeitbeschäftigung mit Modelleisenbahnen und Miniaturausgaben von Objekten langweilig sei. Trotz des bewunderswerten Ausstellung in Hamburg, wirkt es für viele wie Züge oder Autos in mehr oder weniger beeindruckenden Szenerien.
Mit dieser Sichtweise ist Fahrradfahren nur ein Treten in Pedale. Technisch ist dies völlig korrekt. Es zeichnet allerdings ein äußerst vereinfachtes Bild vom Modellbau. Es wird das Lenken, das Bremsen, welches bei unverhofft auftretenden Hindernissen sehr aufregend sein kann, und alle weiteren Aspekte, die diesen Sport ausmachen, ausgeblendet.
Genau dies ist auch der Fall beim Modellbau. Natürlich werden Züge auf Gleisen durch fiktive Bahnhöfe und Landschaften geführt. Doch ist dies die einzige Tätigkeit in diesem Hobby? Welche Gründe für den Modellbau gibt es?

Ein Grund für den Modellbau: Vielfältige Freizeitbeschäftigung

Die wenigsten Freizeitaktivitäten sind sowohl körperlich als auch mental so vielseitig, wie der Modellbau. Wie an vielen beeindruckenden Anlagen zu sehen ist, entstehen Kunstwerke aus verschiedensten Materialien und Detailreichtum. Um diese Meisterwerke zu erstellen, braucht es nicht nur eine große Portion an Technikverständnis. Auch viel Fantasie, Geschick und Wissen beziehungsweise Planungstalent sind gefragt.

Verschiedene Fahrzeuge mit unterschiedlichen Maßstäben

Beim Modellbau handelt sich um ein breitgefächertes Gebiet. Jedes mobile Fahrzeug kann in unterschiedlichen Maßstäben und Bauvarianten dargestellt werden. Deshalb gibt es viele Untersparten. Der Modellbauer kann zwischen fahrenden Eisenbahnen, Modellautos und -Booten, Trucks, RC-Flugzeugen (wobei RC für radio controlled, also Fernsteuerung dank Radiowellen steht), als auch Schiffsmodellen wählen. Klarerweise unterscheiden diese sich nicht nur in der Größe der Bauwerke, sondern auch bei der Wahl des Antriebs.

RC-Modelle werden mit Verbrennungs- oder elektrischen Motoren betrieben, welche durch mithilfe eines mobilen Senders gesteuert werden. Dieser erkennt eine bestimmte Frequenz für bestimmte Funktionen und wandelt entweder elektrisch oder mechanisch die Befehle in Signale für den Motor um. Auch Gartenbahnen können mit Verbrenner-Motoren ausgestattet werden. Diese erhalten ihre Spannung über die Gleise und werden durch einen Decoder digital gesteuert. Bei kleineren Maßstäben der Modelleisenbahn erfolgt die Stromzufuhr über die Gleise und es kann zwischen digitaler und analoger Steuerung gewählt werden. Alle Steuerungsvarianten haben ihre Besonderheiten und technischen Herausforderungen.

Bild 2: RC-Car von [Kai Pernau]

Ein Grund für Tüftler: Werkeln und Programmieren

Der Modellbau vereint viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen und Neigungen. Die einen verstehen sich als Techniker, der möglichst präzise fahrende Autos zusammenschrauben oder Zusatzfunktionen wie Kommandos integrieren möchte. In Wettbewerben und auf Treffen werden diese auf die Probe gestellt und sich über die gegenseitige Errungenschaft ausgetauscht. Hier geht es meist weniger um die reine Schnelligkeit der Autos oder Flugzeuge als um die Beweglichkeit, Ausführung der Bewegung als auch die Detailtreue zum Original.

Für technikaffine Personen gibt es bei der Modellbahn dank Digitalisierung auch viel zu tun. Mittels digitaler Gleis-, Sound- und Beleuchtungssysteme aber auch verschiedenste Magnet-Bereiche geht dem neuen Tüftler in diesem Hobby nie die Arbeit aus. Wo sonst sind schier unmögliche Weiterentwicklungen in der Zukunft möglich? Nicht ohne Grund gehört das Prototyping, welches eine Sparte des Modellbaus ist, fest zur Produktentwicklung dazu.

Gestalten der eigenen Miniaturwelt

Der andere liebt die Gestaltung der kunstvollen Kulisse für die Modelleisenbahn erschaffen und freut sich, wenn diese funktionstüchtig geliefert wird. Auch hier kann mit der Digitaltechnik oder dem Verschalten der Schaltkreise technisches Verständnis bewiesen werden. Die Ausgestaltung verschiedenster Motive in mehreren Maßstäben steht allerdings im Vordergrund. Folgend beweist der Modelleisenbahner sein Geschick durch die Planung der Anlage und die Fähigkeit Dinge und Strukturen in die Wirklichkeit zu setzten. Das Erschaffen von kleinen Welten in Maßstabstreue steht mehr im Vordergrund wie das reine Fahren der Züge. Personen mit mehr Verlangen nach feinen Ausarbeitungen und Blick fürs Detail können sich nun daran machen ihre Baukästen mit Leben zu füllen. Neben vielen Fertigfiguren und Häusern können Modelle gealtert, individuelle Aufschriften beklebt oder Bäume je nach Jahreszeit der Szene dekoriert werden.

Den besonderen Schliff erhalten die Bauanlagen durch Geschichten. Wer schon immer eine Geschichte erzählen wollte, aber für das Verfassen eines Buches weder Zeit noch Muse besitzt, kann sich mit Hilfe von Figuren und Landschaften ausprobieren und diese darstellen.

Bild 3: “Bauarbeiter im Wald” [Patrick Nagel; Wunsiedler Eisenbahnfreunde e.V.]

Zweiter Grund für den Modellbau: Ein Hobby für Mann und Frau

Nicht nur die schiere Grenzenlosigkeit der Möglichkeiten dieses Fachbereichs spricht für eine Entdeckung. Die Leidenschaft sich mit Miniaturen zu beschäftigen ist weder an körperliche noch an größere finanzielle Bedingungen geknüpft, wie es bei manchen Sportarten oder Reisen der Fall ist.
Zu meiner Verwunderung wird meist eine starke Korrelation zwischen Modellbau und Geschlecht hergestellt. Bei der Recherche kamen wenige Google-Vorschläge mit den Schlagwörtern „Frauen“ und „Modellbau“. Auch bei Messen und Präsentationen wurde ich als Frau oft angezweifelt oder es herrschte überbordendes Interesse.

Wenn man bedenkt, dass ein großer Bereich des Modellbaus Puppenhäuser und ähnliche Spielwaren wie Puppen jeglicher Art ist, ist dies kurios und unverständlich.
Meine These ist, dass beide Geschlechter mit relativ gleichem Anteil an der Arbeit an Miniaturen interessiert sind. Die Herausforderung ist beide gleichermaßen anzusprechen. Viele Frauen erfahren die Bereiche des Modellbaus durch ihre Partner, da sie nicht als Zielgruppe für den Modellmarkt angesehen werden.

Bild 4: “Weinberg auf ICE-Strecke” [Patrick Nagel; Wunsiedler Eisenbahnfreunde e.V.]

Ein großer Aspekt beider Hobbies ist die Gestaltung und Dekoration der Umgebung. Diese Fertigkeiten werden auch heute noch dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Klarerweise will dieser Artikel nun nicht behaupten, dass das Hobby jahrzehntelang fälschlicherweise von Männern praktiziert wurde. Oder diese nun zu weichen haben. Die Detailverliebtheit, Technikverständnis, Handwerk noch Fantasie und der Wunsch nach einer eigenen kleinen Welt ist nicht geschlechtsabhängig.

Bild 4: “Bergbau” [Patrick Nagel; Wunsiedler Eisenbahnfreunde e.V.]

Dritter Grund für den Modellbau: Ein Hobby ohne Altersbeschränkung

Auch für junge Menschen hat der Modellbau viele Anreize. Wie die heutige Zeit, ist auch der Modellbau sich stetig am Wandeln. Die Digitalisierung, neuere Materialien und verschiedenste Fernsteuerungssysteme bewegen, vertonen, gestalten und beleuchten Modelle mit modernster Technik. Auch entspricht das konzentrierte Arbeiten an kleinsten Modelleisenbahnen und Figuren beinahe einem meditativen Prozess, sodass ein innerer Abstand zum schnellen Alltag gewonnen werden kann. Nach Fertigstellung einer festen Anlage im Team oder eines Einzelmoduls kann eine Präsentation diese verständlicherweise auch in sozialen Medien in der Community oder auf Messen erfolgen.

Vierter Grund für den Modellbau: Ein flexibles Hobby, dass auch mal warten kann

Die Arbeitswelt als auch die privaten Pflichten, die ein jeder von uns heute zu tragen hat, verlangen hohe Flexibilität. Da ist es praktisch, wenn die eigene Leidenschaft nicht an Uhrzeiten oder Trainingstermine gebunden ist. Trotz wochenlanger Pause wird kein Erfolg verloren gehen, wie das im Sportlichen oft der Fall ist und es ist bis heute auch kein Modellbaum trotz vergessenem Gießen eingegangen. Aufgrund der beschriebenen Vielseitigkeit kann man je nach Lust und Laune handwerklich oder gestalterisch tätig werden. Da wenig Lärm entsteht, kann auch an Sonn- und Feiertagen die Landschaft erschaffen und die Lok bearbeitet oder über ein ganz neues Schienensystem durch das Wohnzimmer geführt werden.

Selbst der Platzmangel ist ein vermeidbares Hindernis, sodass nicht ein Verein aus diesem Grund angepeilt werden muss. Durch verbindbare Modulkästen wie Minimodule von TrainSetter oder NCI können kleinere Szenerien erbaut, zusammengefügt und auf Wunsch wieder getrennt werden. So können auch viele Personen ein großes Projekt planen und separat in ihren Wohnungen fertigstellen. Bei persönlichen Treffen können diese Module zusammengesteckt und ein befahrbares Gesamtkunstwerk ergeben.
Auch nach Jahren der Ausübung werden das Zubehör und Ersatzteile nicht vom Markt genommen und auch bei Familienzuwachs ist keine Abschaffung der Freizeitaktivität von Nöten. Denn nicht nur erwachsene Träumer erfreuen sich an der kleinen Fahrt durch eine besondere Welt mit eigenen Regeln, sondern auch die heranwachsenden Zugführer.

Bild 5: “Burgprojekt” [Patrick Nagel; Wunsiedler Eisenbahnfreunde e.V.]

Ein Versuch wert

Wenn man eine vielseitige und flexible Freizeitbeschäftigung sucht, ist der Modellbau eine gute Wahl. Durch verschiedenste Materialien und Herstellungsprozesse sind dem Ausprobieren nahezu keine Grenzen gesetzt. Das Interessengebiet erstreckt sich über mehrere Zeitepochen und Länder. Die Frage stellt sich nur, wie detailgetreu man erzählen will und in welcher Zeit und welchem Land die Geschichte stattfinden soll. Modern und für technikaffine Menschen wird es durch verschiedenste Möglichkeiten der technischen Ausrichtung ihrer kleinen Welt.

Durch verschiedenste Aufgabenbereiche wie dem Zusammenbau von Modulen und deren Landschaft oder dem Gestalten von Häusern und Szenerien entwickelt sich ein weitläufiger Blick in alle Richtungen und Fähigkeiten, die im Leben von äußersten Wert sind.
Die Fantasie wird ausgelebt und gesteigert, Kunstwerke können ohne zeitliche Beschränkungen Zeit ihres Lebens bearbeitet, erweitert und bewundert werden.
Jeder kann, egal ob jung / alt oder welchen Geschlechts, seine Ideen Wirklichkeit werden lassen, sich seine Welt bauen oder großen Künstlern wie im Miniatur-Wunderland in Hamburg nacheifern. Es herrscht auch kein Zeitdruck und nach Jahrzehnten können sich sogar mehrere Generationen erfreuen und ein familienübergreifendes Projekt führen.
So bietet dieses Hobby für jeden Projektionsfläche zum Träumen und Bauen.
Trotz der Vorurteile lohnt sich ein Blick hinter die Fassade und möglicherweise findet man einen großen Pool an Herausforderungen und natürlich an Heidenspaß!

Wenn du Modellbauer bist, schreib gerne einen Kommentar über deine Beweggründe oder Meinung zum Modellbau als Hobby in den Kommentarbereich!

Bildquellen:

Kai Pernau: RC-Auto (Bild 2.)

Patrick Nagel und Modelleisenbahnclub Wunsiedler Eisenbahnfreunde e.V: https://mec-wunsiedel.clubdesk.com/clubdesk/www

“https://trainsetter.de/vier-bemerkenswerte-grunde-fur-den-modellbau-als-hobby/”

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4 Gedanken zu „Vier bemerkenswerte Gründe für den Modellbau als Hobby“

  1. Hi Trainsetters!

    I really enjoyed reading the blog! Cannot wait for new content to keep learning about this world. The work from Patrick seems amazing. Particularly the first image impressed me a lot!!

    I hope we can see pictures of your own work! Can’t wait to see what have you working in 🙂

    1. Hi Augusto!
      Thank you a lot for your compliment! I am writing regularly every two weeks in this blog.

      At our “online exhibition” at 23th of october you will see our and IG Nippon moduls.

      Have a nice time (by reading our blog) 🙂

  2. Hallo Trainsetters,

    für mich ist Modellbau auch eine Art des Urlaubs, da ich mit dem bau bestimmter Themen (vor allem Länderspezifische Themen wie Japan, Skandinavien oder direkte Themen die Grubenbahnen und Bergbau usw.) eher einen Gedanklichen Urlab mache. Der Kopf sehnt sich nach der Ferne oder bestimmten Erinnerungen aus der Kindheit (Grubenbahnen und Bergwerksbesichtigungen z.b.) und aus den Erinnerungen baue ich mir dann “Erinnerungsstücke”. Im Falle von meinen japanisches Modulen ist es wiederum das Fernweh nach dem Exotischen (wobei mich hier die japanische Eisenbahn so dermaßen fasziniert). Ich finde dieses Hobby schafft einen perfekten ausgleich zum Streß im Alltag. Weiterhin fördert es die Kreativität, Wissen – vor allem bei Elektrik und soziales (Vereinsarbeit).

    Das ist ungefähr mein Standpunkt was den Modell(eisenbahn)bau angeht.

    Viele Grüße
    Patrick

    1. Hallo Patrick,
      vielen Dank für deine Einblicke! Der Gedanke Erinnerungen aufleben zu lassen und diese haptischer werden zu lassen, ist ein sehr guter Punkt. Du erschaffst
      dir sozusagen ein kleineres Pendant deiner Kindheit oder des Blicks in die Ferne? Persönlich finde ich auch, dass der Modellbau sehr große Wissenserweiterung in
      vielen Bereichen gibt und man durch die Ausübung wächst.

      Viele Grüße,

      Natascha

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