Modellbahnausstellung „Die Welt der kleinen Bahnen“ 2024 Part 1

Vom 17.05. bis zum 20.05.2024 fand die Ausstellung „Die Welt der kleinen Bahnen“ auf der Fraueninsel im Chiemsee statt. Als Beispiel für die hohe Modellbaukunst in der Spurweite 1:160 von Gründer und Ausstellungsveranstalter Wolfgang Besenhart erkoren, stellten ausgewählte Modellbauer und Firmen ihre filigranen und detailreichen Werke auf knapp 100 qm Fläche aus. Der Besucher konnte sowohl größere Anlagen, als auch kleinere Dioramen, Viadukte und Module begutachten. Des Weiteren konnten Besucher auch währenddessen bei ansässigen Händlern und Kleinserienherstellern Neuheiten und andere Produkte erstehen. Selbstverständlich war auch an den Spieltrieb der kleineren Besucher gedacht worden.

1. Anlage: “Albula Bahn” von Florian Giwanski

Die Anlage ist auf Basis des Easy-Track-Trassenbausatzs (Nr. 53705) der Firma NOCH erbaut. Dieses System ist ein Gleis- und Grundbausatz, welcher 200 x 100 cm Fläche beinhaltet. Es handelt sich um einen alpinen Wirtschafts-Bahnhof mit mehreren Gleisen. Auf beiden Seiten fahren die Züge durch einen Tunnel zu einem Schattenbahnhof. Tourismus und Landwirtschaftliche Arbeiten wie die Holzverladung und Treiben von Schafherden vermitteln einen authentischen Blick.

Bahnhof “Bergün” der Albulabahn (Fernansicht)

Die Ausgestaltung zeugt von handwerklichem Geschick. Die Baumstämme wirken durch unterschiedliche Masserungen und Oberflächen realitätsnah und auch die Bewaldung ist fein herausgearbeitet. Der Bausatz “Bahnhof Bergün” ist dem Original nachempfunden.

Außerdem gibt es eine Rückseite. Diese zeigt ein Container-Terminal derselben Bahn.

2. Dioramen und Anlagen des Meisters Wolfang Besenhart

Der Gründer selbst, Wolfgang Besenhart, zeigte die meisten und, meine persönliche Meinung, die beeindruckendsten Dioramen und Anlagen. Hierbei zeigt er, dass die Spurweite 1:160 mit Erfindertum und Fantasie zu einem bildgetreuen Ergebnis führen kann.

Diorama von Wolfgang Besenhart mit Titel “Talstation einer Schienenseilbahn”

Alle Exponate zeigen einen unglaublichen Hang zur Detailtreue und haben eine ungeahnte Objekttiefe. Durch den Hintergrund und den Grad der Detailierung wirken die Dioramen, als würde man in die Untiefen einer Schlucht der alpinen Landschaften schauen. Oder wäre als Bergbegeisterter auf den Weg mit einer Seilbahn. Allerdings für manche wohl ein kleines Manko: die Bahnen sind nicht im Betrieb gewesen.

Val Verda-Viadukt “Blick über die Innschlucht hinweg”

Alle Dioramen haben kleinste Details wie Katzen auf Bäumen, komplexe Güterbahnhöfe und epochengerecht gealterte Fahrzeuge oder gemasterte Steinbrücken. Dadurch zeigt sich eine Anschaulichkeit und Gestaltungsfreude, die ihresgleichen sucht.

3. Anlage: “Urlaub in Ligurien” von Dieter Eggensberger

Anschließend folgte ein besonderes Schmankerl für Augen und Ohren. Der kürzlich verstorbene Dieter Egenberger, vertreten durch Herrn Bauer-Portner, präsentierte seine vertonte und mit Car-System ausgebaute Anlage. Viele Knöpfe luden zum Ausprobieren ein. Danach freuten sich Groß und Klein über ein Miniaturkonzert von Gianna Nannini oder einen fahrenden Aufzug. Die vielen Details wie eine blaue Lagune, aufgehängte Wäsche auf Balkonen und selbst der Stau ins Urlaubsziel vermittelten sofort Freude und ein wenig Wehmut nach dem nächsten Sommerurlaub.

“Urlaub in Ligurien” von Dieter Eggensberger: Strandpromenade mit Grillparty, Kopfbahnhof und Konzert im Hintergrund

Es war laut, wild und machte sofort Stimmung. Auch die auf der großen Strecke verteilten kleinen Geschichten waren nicht überhäuft. Die Züge waren epochengerecht und hatten mehrere Gleise, um die gesamte Strecke sowohl in mitten als auch im unteren gut sichtbaren Bereich zu befahren. Eine Anlage zum Verweilen und Schwelgen.

4. Anlage: “West Ben Grain” von Heiko Wendler

Die beschauliche, digitale Anlage “West Ben Grain” zeigte eine kleine Anschlussstelle im kanadischen Nirgendwo. Anhand eines Box Cars, eines Gondola Cars und drei Hopper Cars wurde das Inglenook-Prinzip präsentiert. Dabei wird versucht, mit so wenigen Bewegungen wie möglich eine Rangierarbeit auszuführen. So wurde das Box Car in den Schattenbahnhof rangiert und mit wenigen Gleiswechseln die Hopper Cars wiederum an die Rangierlokomotive, angehängt.

Besonders ins Augenmerk fielen neben den größeren Canadian National Rangierloks, die feine Ausarbeitung der unterschiedlichen leichten Schneehöhen auf Boden und Gegenständen.

Modul-Wettbewerb des NBM-Spezials

Das Modelleisenbahnmagazin “N-Bahn Magazin” hatte Ende 2023 nach langer Zeit einen Wettbewerb ausgerufen. Ziel war es, die Modellbahner zum Basteln statt zum Kaufen von neuem Fahrmaterial zu bekommen. Mit vollem Erfolg! Die Richtlinien enthielten nur geringe Einschränkungen in der Gestaltungsfreiheit. Es sollte eine Bau-Norm, wofür wir als Kooperationspartner extra das Bahnhofsmodul-N entwickelten, eingehalten werden. Folglich war der Hintergedanke alle Wettbewerbsmodul zum Finale zu einem Großen Ganzen zusammenfügen zu können. Dieser Gedanke konnte aus Platzgründen und auch teils durch bauliche Änderungen der Teilnehmer nicht realisiert werden.

Bis zum 31. März 2024 mussten alle Teilnehmer ihre gebauten Werke an den Verlag, via Fotos oder die Module selbst, einsenden. Auf der Ausstellung “Die Welt der kleinen Bahnen” wurden sie dann alle präsentiert. 27 Stück an der Zahl traten in Konkurrenz. Es war keine einfache Entscheidung zwischen den detailierten, wundersamen und kreativen Minimodulen zu wählen (für alle Besucher, die wahlberechtigt waren [da TrainSetter GbR selbstverständlich nicht mit gewählt hat]). Alle teilnehmenden Module wurden auf einem Plakat mit Foto und passender Geschichte vorgestellt. Die, welche persönlich oder via Post eingesandt wurden, hatten direkt daneben einen besonderen Platz in einem Ikea-Regal.

Minimodul-Wettbewerb vom NBM-Spezial: Teilnehmendes Minimodul mit Milchlaster-Unfall, freudigen Katzen und jagenden Hunden

Alle Module konnte man somit für den Wettberwerb bewerten und mittels Punktesystem werden die besten drei gekrönt. Die Auswahl und Platzierungen werden in den kommenden Ausgaben des N-Bahn Magazins zu lesen sein. Wir sind gespannt und freuten uns riesig über die rege Teilnahme und die wunderschönen Module und Geschichten, die währrend des Wettbewerbs geschehen sind. Besonders im Gedächtnis ist ein Lehrer geblieben, welcher seinen Schülern mit Hilfe von Gleisbau und Verkabelung des Moduls seinen Schülern die Elektronik und Stromlehre zum Greifen näher brachte.

Minimodul-Wettbewerb vom NBM-Spezial: Teilnehmer-Modul mit Hafenszene

5. Anlage: “Riesengebi[e]rge” von Markus Lindner

Diese Anlage bestach durch den Umstad, dass das Vorbild im Riesengebirge lag, also im heutigen polnisch-tschechischen Grenzgebiet. Die damalige Königlich Preussische Eisenbahn-Verwaltung, kurz K.P.E.V, baute die Strecken in diesem Gebiet vorwiegend elektrisch aus. Viele Fahrzeuge sahen urig und einmalig aus, wie in keiner anderen Region des damaligen Deutschlands. Und dies wurde auf der Anlage von Markus Lindner sehr anschaulich dargestellt.

“Riesengebi[e]ge von Markus Lindner: Ausfahrende E-Lok aus dem Betriebsbahnhof, hinten Wagon mit Schweinetransport

Details wie z.B. die Fahrdrahtmasten und Fuhrpark, Alltagssituationen wie Warenlieferungen mittels Pferdekutsche und dem Schweinetransport durch die Bahn vermitteln einen Einblick in die Geschichte der schlesischen Region.

“Riesengebi[e]ge von Markus Lindner: Seitenansicht der Anlage mit Blick auf die Hinterhöfe

6. Anlage: “Filisur” von Michael Bange

Die Schweiz ist ein sehr beliebtes Thema in der Spur N Welt. Hier wurde der Bahnhof Filisur vor deren Modernisierung dargestellt. Der Anlagenbau ist hier schon in den 1990er Jahren vorangegangen und war trotz des Alters sehr ansehnlich. Auf der Ausstellung war der Bahnhof als nicht betriebenes Schaustück ausgestellt, womit man die Zeit mit der Detailsuche, z.B. Gulli, gelbe Wegzeichen, nachgebesserte Straßen usw., verstreichen lassen konnte. Hingucker waren die Fahrzeuge und das Nm-Gleissystem, denn diese kamen vom Aussteller AB-Modellbau selbst.

“Filisur” von Micheal Bange: Bahnhofsteil mit Drehscheibe in “Filisur”

7. Anlage: “Wilder Osten” von Horia Radulescu

Gezeigt wurde ein Betriebsdiorama mit Schattenbahnhof an der US-amerikanischen Ostküste in der Zeit des “Wilden Westens”. Fahrzeuge und Ausgestaltung vermittelten einen tieferen Einblik in das 19. Jahrhundert einer amerikanischen Stadt namens Milshaven Massachusette. Interessant war der Einsatz einer Bahnhofshalle als verdeckter Eingang zum Schattenbahnhof. Dort wurden seltene Dampflokomotiven mit passenden Zuggarnituren abgestellt und bei Bedarf auf die Bühne geschickt.

“Wilder Osten” von Horia Radulescu: Bahnhof mit wartenden Kutschen

8. Anlage: N-Bahn-Freunde München

Die bekannten Modul-Bahner aus München zeigten ein Anlagen-Arragement in U-Form. An den Enden der eingleisigen, nichtelektrifizierten Strecke konnten die Züge über eine Kehrschleife an einem Ende wenden und im Endbahnhof musste rangiert werden. Auf den Modulen bildeten landwirtschaftliche Betriebe, Wildwasserszenen und eine Schleuse unter der Kastenbrücke ein anschauliches Bild einer mitteleuropäischen Gegend.

N-Bahn-Freunde München Modulanlage: Beladung von Containerschiffen mit Getreide

Gefahren wurde durch alle Epochen der Bahngeschichte, was einen übersichtlichen Betrieb ermöglichte.

N-Bahn-Freunde München-Modulanlage: Hochzeitspaar tritt aus Burg

9. Anlage: “Weißbachviadukt” von Rüdiger Stiller

Das Viadukt zeigt eine Gebirgslandschaft mit Brücken und Bergbächen. Durch den Einbau in einen abgegrenzten Kasten mit Hintergrundbild kommt ein stimmiger Anblick zustande.

Der Zugverkehr fährt über das Viadukt in einen Tunnel. Die Detailierung der Landschaft, den Gebäuden und den kleinen Augenblicken / Szenerien am Bach oder am Bahnhof zeigen die große Kunst des Modellbaus. Auch die hauchdünne Verdrahtung ist passend zum Gesamteindruck.

“Weißbachviadukt” von Rüdiger Stiller: Weitsicht des Bahnhofs mit Wagons

10. Anlage: “Mausgesees” von Gerhard Peter

Auch diese digitale Anlage zeigte die Chance, durch komplexe Gleisverlegung ein anschauliches Gesamtgeschehen auf kleinem Raum zu erbauen. Der Besucher betrachtet einen kleinen Güterbahnhof in einer Mittelgebirgsregion. Durch die verschiedenen Ebenen durch Brücken, Viadukte und Tunnel hat man auf wenig Platz eine sehr sehenswerte Anlage geschaffen. Im Prinzp ist die Anlage wie eine “Acht” mit zwei Kreuzungsbahnhöfen gestaltet, was betrieblich sehr interessant ist. Eine V100 mit PmG (Personzug mit Güterbeförderung) und ein VT62-Triebwagen zogen ihre Runden auf der sehr detailierten Anlage.

11. Anlage: “Genthin” von Marco Schoppe

Einen Bahnhof mit Großstadt, mehrgleisigen Bahnbetriebswerk und Paradestrecken, was will ein Modellbahner mehr. Die Anlage “Genthin” von Marco Schoppe ist so eine Wunschanlage. Die mittlerweile 40-jährige Anlage kann sich auch heute sehen lassen. Lange Züge, viel Verkehr, die letzten Dampflokeinsätze bei der Deutschen Bundesbahn konnte man hier bestaunen. Die Siedlung, Waldszenen, Ringlokschuppen und Brücken rundeten das Gesamtbild ab.

“Genthin” von Marco Schoppe: Großstadtviertel nahe Abstellgleis

12. Dioramen von Florian Brix

Florian Brix stellte verschiedene bebaute Dioramen zu Schau. Darunter zu sehen waren das kleine Diorama mit Festzug vor einem Ladenschäft für “Spur-N-Teile.de”, ein Landgasthof mit Scheune und Biergarten, das Forsthaus sowie der Lokschuppen mit Wasserturm des BW Torrnstein. Neben den Gebäuden wurde auch die Gestaltung der Grünflächen und weiteren Details sehr hervorgehoben.

Fazit des Besuchs der “Welt der kleinen Bahnen”

Die “Welt der kleinen Bahnen” im Jahr 2024 war mein erster Besuch der Ausstellung und hat mich voll auf begeistert. Es handelt sich um eine kleine Ausstellung mit sehr viel Engagment, Herzblut und Fantasie. In den drei Tagen konnte auf geschätzten 100 qm die Spurweite N in ihren Facetten und Möglichkeiten entdeckt werden. Die Ausstellungsstücke und die Module des Wettbewerbs zeugen von handwerklichem Geschick, Detailverliebtheit und dem Können Geschichten auf kleinstem Raum bildhaft zu erzählen. Den Besucherandrang, welchen wir bei unserem Besuch der Halle erlebt haben, hat eine größere Bildreihe verhindert. Für jeden etwas zu sehen, zu drücken und sogar zum Spielen! Somit ist die Ausstellung absolut zu empfehlen und zeigt das unermessliche Potential, welches in der Spurweite N steckt!